Gute Geister von Gabriele Gräfe Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass die Welt nur noch voller Hass, Wut, Missgunst, übler Nachrede, Tierquälerei, Gewalt und Verschwörungstheorien ist? Wenn das alles mal wieder versucht, sich in meinem Kopf breit zu machen, habe ich verschiedene Strategien. Als erstes „sperre“ ich all die Kanäle, die den ganzen Tag Gift spritzen. Als zweites nehme ich mir meine Tiere zum Vorbild: Die interessiert weder Populismus noch Klimakrise. Die sind ganz „Sen“. Und drittens rufe ich mir ins Gedächtnis, was es doch eigentlich alles für tolle Menschen gibt, die hier bei uns in Schnett ihre Dorfgemeinschaft schätzen und ihre Heimatliebe mit mehr oder weniger kleinen Gesten ausleben. Für mich fängt das tatsächlich bei beinah lächerlichen Kleinigkeiten an. Jeder, der freundlich grüßt, winkt, einen kleinen Schwatz anfängt, tut etwas Gutes für sich und andere. Wer Hof und Garten ein bisschen in Ordnung hält und keine Sperrmüllberge auf seinem Grundstück duldet, tut damit nicht nur sich selbst einen Gefallen. Gepflegte Vorgärten, Blumen, Deko zu Feiertagen erfreuen mehr als nur die Herzen der Hausbewohner. Bleiben wir bei der Natur: Uralte Bäume säumen unsere Straßen auf den Simmersberg bzw. zum Sportplatz. Da entstehen schon mal Lücken, die unermüdliche Schnetter mit selbst gezogenen Kastanien auffüllen. Auch die Bepflanzung auf unserer Kirchenmauer liegt seit Jahren in treuen Händen. Man lässt sich dabei auch nicht von den Vollidioten entmutigen, die die Pflanztröge plündern oder verwüsten. Die Aussichtspunkte auf dem Simmersberg brauchen zum Auf- und Abbau zweimal im Jahr helfende Hände und bekommen sie auch. So mancher Schnetter kümmert sich um Sitzbänke und Parkanlagen. Von der Aufforstungsaktion der Schnetter 2023 haben Sie vielleicht auch gelesen. Riesenzuspruch! Viel Praktisches spielt sich hier in Schnett zwischen Nachbarn ab. Es wird auch mal für andere mit eingekauft und vor fremden Türen Schnee geräumt. Für gemeinsame Arzt- und Behördengänge oder auch mal für einen komplizierten Anruf findet sich Hilfe. Um die Sauberkeit rund um die Kirche wird sich mit Hingabe und Konsequenz gekümmert. Mit Sammelbestellungen wird regelmäßig dafür gesorgt, dass die Nachbarschaft beim Heizöl ein paar Euro und der Lieferant jede Menge Fahrerei spart. Es gibt auch Schnetter, die im Herbst an öffentlichen Plätzen das Laub zusammenfegen und so dafür sorgen, dass kein Blättermodder entsteht. In den grauen Monaten wirken die Schnetter Vereine ein bisschen im Hintergrund, sind aber jetzt schon wieder feste dabei, die Sommerveranstaltungen im Dorf zu planen. Durchs Jahr begleiten uns in Schnett Hullefraansnacht, Kappenball, Simmersbergfest, Holländerfest, Lichtstubenabend, vielleicht noch andere Treffen und Feste, die mir bis heute entgangen sind, und natürlich Fußballspiele. Die freiwilligen Helfer zum Simmersbergfest haben dabei so manches auszustehen: Zeltaufbau in Kälte und strömendem Regen. Das Fest selbst bringt einen Riesenberg Organisatorisches mit sich. Und am Ende sind alle froh, wenn`s schön war und der Ortsverein kein Minus gemacht hat. Zum eventuellen kleinen Plus tragen auch jedes Jahr die vielen Schnetter Frauen bei, die wie selbstverständlich Kuchen und Torten backen und dem Fest spendieren. Und dann waren da noch Dinge, die leider dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind: die Dame, die in Ermangelung eines Bäckers für sich und andere Sonntagsbrötchen backte – leider nicht mehr aktiv. Musikverein und Chor – stillgelegt. Wer öfter in Schnett ist, weiß aber: Die Musikanten haben ihre Instrumente nicht eingemottet und vergessen. Zu besonderen Gelegenheiten wird deftig aufgespielt. Unbedingt erwähnt werden muss auch der unermüdliche Schnetter, der mit besonderem Auge und viel Geschmack Naturfotos schießt, die nicht nur hin und wieder Amtsblatt und Zeitung zieren, sondern auch regelmäßig als Hintergrund für den Wetterbericht im mdr dienen, weil keiner daran vorbeikann, denn sie sind einfach unwiderstehlich schön.* Und, und, und … Grund zur Hoffnung allenthalben! Bei so viel Positivität sitzt man schon mal vor seiner Teetasse und sinniert: Was könnten wir selbst noch beitragen? Kann nicht so schwer sein. Jede Kleinigkeit zählt. *Sorry allen Unerwähnten! Platzmangel!