Nach der Landtagswahl ist alles anders, aber nichts ist wirklich gut.

Jetzt fehlen in Thüringen die Grünen Querköpfe (früher auch Querdenker), denen man alles in die Schuhe schieben konnte. Von Heizungsgesetz bis Hochwasser. Und Schulchaos. Migrationskrise. Krankenhaus-Untergang. Klimawandel. Jetzt könnte ich mich hinstellen, klugscheißern und alles richtigstellen. Das Meiste zumindest lässt sich relativ einfach auf die echten Verursacher zurückladen. Auch zu Denjenigen, die bisher am lautesten schreien: „Die Grünen sind schuld!“

Aber ehrlich, bringt uns das jetzt weiter? Nein. Wer hier liest, kann auch recherchieren. Und kommt relativ schnell dahin, wo die Wahrheit liegt. Klug daherreden ist nicht das Mittel, mit dem Mensch sich zum Weiterlesen überreden lässt.

Fakt ist, dass uns in Sonneberg schon seit Jahren die engagierten Menschen fehlen, die das Grüne Projekt an den Alltag und das durchaus positive Umweltbewusstsein der Einwohner anbindet. Aber ich weigere mich, das alles in unsere eigenen Schuhe zu schieben. Auch den anderen demokratisch verorteten Parteien fehlen die engagierten Menschen, die Ortsbürgermeisterin oder Stadtratsmitglieder werden wollen und auch die freie Zeit und die notwendigen Kapazitäten dazu besitzen.

Was ist das, Demokratie? Volksherrschaft. Wir sind das Volk, rufen die Leute mit den Aluhüten, und haben damit zumindest partiell recht. Partiell, wohlgemerkt. Das sind die Extremisten unserer heutigen Zeit. Die Anhänger von Karl Marx, die ja auch in breiten Reihen mit wehenden Fahnen durch Sonneberg marschiert sind, die sind auch das Volk. Ein kleiner Teil, der wirklich klein ist, aber mit den anderen, die auf der Party schon tanzen, wirlich nicht zusammengeworfen werden will.

Wir vermissen die Mitte. Die Menschen aus unserer Nähe, die unsere Interessen in den Parlamenten vertreten. Das klingt nach Kaffeerunde mit Plätzchen und Ehrengast. Aber ist es deswegen schlecht? Es ist die einfachste und praktikabelste Art, den Volkswillen durchzusetzen. Zurück in die Vergangenheit. In die guten, freundlichen und überschaubaren politischen Verhältnisse. Das ist durchaus eine Möglichkeit. Aber wir haben aus unserer
Vergangenheit gelernt. Der Bruder des Metzgers hat schon ein eigenes Motorboot, mit der er in der Nacht nach Jütland düsen kann. Er muss dafür keinen jüdischen Nachbarn an die Gestapo verraten.

Wir sind da.

Heidi Büttner